Vor
langer Zeit, als Kardinal Cullen lebte, wurde in Dublin ein Priester
zu einem Kranken gerufen. Der Kranke befand sich in einem Gasthaus,
dessen Besitzer ein Protestant war. Es war eine stürmische und kalte
Nacht. Als der Bote zum Priester kam, machte sich dieser sofort auf
den Weg. Er kämpfte sich durch Schneematsch und Schlamm und
erreichte schließlich das Gasthaus, suchte den Kranken auf und
spendete die Sakramente. All dies verlief vollkommen normal. Bis
hierhin; denn nun dachte der Besitzer, dass er ein wenig missionieren
sollte, und lud den Priester in sein Wohnzimmer ein. Nachdem er
einige Erfrischungen angeboten hatte, verriet sich der
protestantische Missionar.
„Pater,“,
so sagte er, „wenn man nur an den Stolz und die Faulheit dieser
Bischöfe und Kardinäle denkt! Ist es nicht ungeheuerlich! Ich wette
mit Ihnen, dass der Kardinal Sie auf diesen langen Marsch durch den
Schnee geschickt hat, während er sich seine Füße wärmt und einen
Tasse guten, warmen Punsch trinkt.“ — „Ich denke, sie tun ihm
Unrecht.“ —„Wieso?“—„Weil er nichts dergleichen tut.“ —
„Was Sie nur sagen! Woher wissen Sie das?“ — „Ich weiß das
aus der besten Quelle. Sie haben mich noch nicht nach meinem Namen
gefragt.“ — „Ihr Name! Wie heißen Sie denn?“ — „Cullen,
Kardinal Cullen.“
Sofort
sprang der Gastwirt auf, und nahm seinen Hut ab. „Bitten verzeihen
Sie mir, Eminenz! Ich sprach aus Unwissenheit. Soll ich Eurer Eminenz
eine Kutsche rufen?“ – „Oh nein, ich gehe so zurück, wie ich
gekommen bin; ich bin solche Reisen gewohnt.“
Der
Kardinal ging. Einige Tage später suchte der Gastwirt einen Priester
auf, um sich im Glauben unterrichten zu lassen, und wurde schließlich
in die Kirche aufgenommen. Dies ist eine wahre Begebenheit.
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