Dienstag, 4. November 2008

In Oxford gibt es dieses Jahr kein Weihnachten

Die Entscheidung des Stadtrates von Oxford (England), in diesem Jahr auf sämtliche Weihnachtsbeleuchtung und andere Hinweise auf das Fest der Geburt Unseres Herrn Jesus Christus zu verzichten aus Rücksicht auf andere Glaubensgruppen, hat große Verwunderung und Verärgerung ausgelöst. (Link) Selbst der Vorsitzende einer muslimischen Gruppierung reagierte verständnislos.

Diese Entscheidung ist ein weiterer Schritt hin auf den völligen Identitätsverlust, der sich heutzutage in Mitteleuropa vollzieht. Die christlichen Wurzeln, die diesen Kontinent über zwei Jahrtausende geprägt haben, werden geleugnet und preisgegeben.

Papst Benedikt XVI. sieht deswegen Strafen am Horizont heraufziehen, Strafen, die auch schon die Muttergottes in Fatima angekündigt hat für den Fall, daß die Nationen sich nicht bekehren.

In einer Ansprache vor der Bischofssynode sagte der Papst am 5. Oktober 2008:

„Was in diesem Abschnitt aus dem Evangelium beklagt wird, stellt unsere Art zu denken und zu handeln in Frage; es stellt vor allem eine Anfrage dar an die Völker, denen das Evangelium verkündet worden ist. Wenn wir die Geschichte betrachten, so werden wir nicht selten die Kälte und den Widerstand inkonsequenter Christen feststellen müssen. Infolgedessen mußte Gott, ohne jemals sein Heilsversprechen zurückzunehmen, oft auf Züchtigungen zurückgreifen. Unwillkürlich denkt man in diesem Zusammenhang an die erste Verkündigung des Evangeliums, aus der anfänglich blühende christliche Gemeinden hervorgingen, die dann verschwanden und heute nur in den Geschichtsbüchern Erwähnung finden. Könnte das nicht auch in unserem Zeitalter geschehen? Nationen, die einst reich an Glauben und Berufungen waren, verlieren mittlerweile unter dem Einfluß einer verderblichen und zerstörerischen modernen Kultur zunehmend ihre Identität. Es gibt Menschen, die beschlossen haben, daß »Gott tot ist«, und sich selbst zu »Gott« erklären und glauben, die einzigen Schöpfer ihres Schicksals und die Herren der Welt zu sein.“

Die Notwendigkeit von Eliten zur Erneuerung der Christenheit.

Rede von Paul Herzog von Oldenburg anläßlich der Vorstellung des Buches "Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprchen Pius XII. an das Patriziat und den Adel von Rom" von Prof. Plinio Correa de Oliveira am 30.Oktober 2008 in Wien


Dieses Thema ist eigentlich zu weit und groß, als daß es innerhalb von 20 Minuten abgehandelt werden könnte. Für eine umfassende und erschöpfende Analyse empfehle ich daher die tatsächliche Lektüre des Buches, das wir Ihnen heute vorstellen. „Der Adel und die vergleichbaren Eliten in den Ansprachen Papst Pius XII. An den Adel und das Patriziat von Rom“.

Ich werde dennoch den Versuch unternehmen zumindest auf einiges einzugehen, was mir persönlich am wichtigsten erscheint.

Lassen Sie mich konzentrieren auf drei wesentliche Punkte: die Beschreibung der Krise, in der die Christenheit sich befindet; auf die Erneuerung, die Re-Christianisierung der Gesellschaft, ja ganzer Nationen, denn dies ist der einzige Weg, sie vor dem Untergang zu retten, und als Drittes auf die Möglichkeiten und die Pflichten, die dem Adel und den traditionellen Eliten dabei zukommen.


Die Krise

Wir erleben im Moment einen Zusammenbruch. Die Bankenkrise stellt die Frage nach der Vorherrschaft in der Welt neu. Schlagzeilen wie „Die Herausforderungen der neuen Weltordnung“, oder „Krieg um Wohlstand“ oder „Is anyone in charge of todays nonpolar world?“ – Ist irgendjemand zuständig für die heutige führungslose Welt? Führen uns vor Augen, daß wir an einer Zeitenwende stehen könnten. Die USA, da sind sich alle einig, werden wohl ihre Führungsrolle in der Welt einbüßen, aber wer wird sie übernehmen?

Der europäische Einigungsprozess stockt. In den einzelnen Ländern wenden sich die Menschen immer weiter ab von den etablierten Parteien, die Politik ist nicht imstande, den Menschen Antworten zu geben, geschweige denn, Vertrauen aufzubauen. Irrationalismus macht sich breit – in Deutschland erkennbar am Zulauf zu den Postkommunisten - man sehnt sich nach dem starken Staat, einer starken Führung, die sich für einen einsetzt und die Probleme löst.
Die einst so strahlende Christenheit, geboren im Nahen Osten und zur Hochblüte hier in Europa gelangt und ausgebreitet über alle Kontinente, wendet den christlichen Prinzipien immer weiter den Rücken zu.

Aus der Kirche hört man vereinzelt den Protest hochrangiger Prälaten, mal leiser, mal lauter doch scheinbar wirkungslos.

Doch was auf die katholische Kirche erst noch zukommt – und damit natürlich auch auf uns – zeigt die Entschließung des Europarates vom 29. Juni 2007, in der ganz klar formuliert wird, daß für eine zukünftige Ordnung in Europa nur noch die Charta der Menschenrechte bindend sein kann, die die Grundlage bilden soll für die neue europäische Verfassung. Es heißt dort weiter, daß die Religion Privatsache zu sein hat, eine Einmischung in den Meinungsbildungsprozeß darf es nicht mehr geben. Alle in der Gesellschaft aktiven Institutionen haben die Menschenrechte anzuerkennen, eine gegenteilige Position, wie sie die Kirche in einigen Bereichen prinzipiell beziehen muss, muss mit allen Mitteln unterbunden werden.

Die Menschenrechte werden das höchste Dogma sein. Dieses Dogma erlaubt keine Infragestellung, keinen Protest. Der Platz, den Gott in der katholischen Gesellschaft des Mittelalters einnahm, - wo jede Verletzung der Rechte Gottes inakzeptabel war – wird nun durch die Menschenrechte besetzt. Manche sehen am Horizont eine neue Christenverfolgung mitten in Europa heraufziehen.

Die moralische Verwüstung, die immer noch und immer mehr von allen Medien, der Musikindustrie und durch das Internet gefördert wird, hat gravierende Ausmaße erreicht. Daraus resultiert auch die Kinderfeindlichkeit unserer Gesellschaft, die die europäische, sagen wir einmal, Ur-Bevölkerung zusammenschrumpfen läßt.

Sie werden mir zustimmen, daß wir wirklich in einer Krise stecken. Es ist die Krise der Christenheit. Und sie ist eine weltweite Krise.

In dem Maße, in dem über die Jahrzehnte die christlichen Werte und Prinzipien zurückgedrängt wurden, in dem Maße, wie sich alle Organismen der Gesellschaft immer mehr von Gott entfernt haben, in dem Maße nehmen die atheistischen, die freidenkerischen Programme, in dem Maße machen sich Hochmut, Sinnlichkeit, Rohheit, Verdorbenheit, Häßlichkeit, Banalität, Profanität breit. Der Widersacher nimmt den freigewordenen Platz ein. Das Gegenteil der Tugenden wird gelebt, denn Gott gibt es nicht, Gott ist deshalb kein Maßstab mehr.

Doch damit, dies lehrt uns die Geschichte, wäre das Ende dieser Gesellschaft eingeläutet. Und dies lehrt uns ebenfalls die Botschaft von Fatima, in der, für den Fall einer fehlenden Bekehrung der Menschen und Nationen, Strafen angekündigt werden.

Jetzt hat sogar Papst Benedikt XVI. in einer beeindruckenden Predigt vor der Bischofssynode diese möglichen Strafen genau in diesem Zusammenhang zur Sprache gebracht. Es geht um den Sohn des Weinbergbesitzers, der von den Winzern ermordet wird, da diese hoffen, damit in den Besitz des Bergs zu kommen.

Zitat:
„Was in diesem Abschnitt aus dem Evangelium beklagt wird, stellt unsere Art zu denken und zu handeln in Frage; es stellt vor allem eine Anfrage dar an die Völker, denen das Evangelium verkündet worden ist. Wenn wir die Geschichte betrachten, so werden wir nicht selten die Kälte und den Widerstand inkonsequenter Christen feststellen müssen. Infolgedessen mußte Gott, ohne jemals sein Heilsversprechen zurückzunehmen, oft auf Züchtigungen zurückgreifen. Unwillkürlich denkt man in diesem Zusammenhang an die erste Verkündigung des Evangeliums, aus der anfänglich blühende christliche Gemeinden hervorgingen, die dann verschwanden und heute nur in den Geschichtsbüchern Erwähnung finden. Könnte das nicht auch in unserem Zeitalter geschehen? Nationen, die einst reich an Glauben und Berufungen waren, verlieren mittlerweile unter dem Einfluß einer verderblichen und zerstörerischen modernen Kultur zunehmend ihre Identität. Es gibt Menschen, die beschlossen haben, daß »Gott tot ist«, und sich selbst zu »Gott« erklären und glauben, die einzigen Schöpfer ihres Schicksals und die Herren der Welt zu sein.“

Weiter unten fleht er sogar die Synodenväter an: „Es darf nie geschehen, liebe Brüder und Schwestern, was in der Bibel über den Weinberg gesagt wird: Er hoffte, daß der Weinberg süße Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren“(vgl. Jes 5,2).

Doch offensichtlich sind heute „die sauren Beeren“ in der großen Überzahl.

Wir brauchen also eine Erneuerung des Glaubens.


Die Erneuerung

Wir brauchen also eine neue Durchdringung der gesamten Gesellschaft mit den Werten und Prinzipien, auf denen unsere Zivilisation aufgebaut wurde. Wir brauchen eine Re-Christianisierung Europas.

Lassen Sie mich aus der großartigen Enzyklika „Immortale Dei“ von Papst Leo XIII. zitieren, der uns erinnert, wie das Ziel der Re-Christianisierung auszusehen hat.

„Es gab eine Zeit, in der die Philosophie des Evangeliums die Staaten regierte. In dieser Epoche durchdrangen der Einfluß der christlichen Weisheit und ihre göttliche Kraft die Gesetze, die Einrichtungen, die Sitten der Völker, alle Kategorien und Beziehungen der bürgerlichen Gesellschaft. Dank der Gunst der Fürsten und des legitimen Schutzes der Amtspersonen blühte damals überall die von Christus gegründete Religion und erhielt die ihr zustehende Anerkennung. Zwischen Priestertum und Kaisertum herrschte ein glückliches Einvernehmen im Dienste freundschaftlicher Gegenseitigkeit. Auf diese Weise organisiert trug die bürgerliche Gesellschaft unerwartet reiche Früchte und die Erinnerung an sie lebt fort und wird in den zahllosen Zeugnissen weiterleben, die kein Manöver ihrer Gegner jemals verderben oder verdunkeln kann.“

Der Papst spricht hier vom Mittelalter. Und das muß unser Maßstab sein. Eine Gesellschaft durchdrungen von den christlichen Werten und göttlichen Tugenden.

„Utopie!“ – wird man mir nun entgegen schleudern. „Das wird es nie mehr geben“ oder „Diese Zeit ist unwiederbringlich vorbei.“

Ja natürlich. Das Mittelalter wird es nie wieder geben. Wir leben heute und heute sind die Voraussetzungen andere. Es geht aber auch nicht um das Zurückdrehen der Zeit. Sondern es geht um die Essenz, das Grundsätzliche.

Die Wiederherstellung einer Gesellschaft, die Gott wieder in den Mittelpunkt setzt, Ihn als den alleinigen Maßstab aller Dinge und Handlungen anerkennt, verehrt und preist. Das ist das Ziel.

Was ist dabei aber die Rolle der Eltien?


Die Notwendigkeit der Eliten

Fragen wir uns erst einmal, wer denn die von Papst Leo XIII. beschriebene Gesellschaft aufgebaut hat, wer hat denn diese Staaten geleitet, wer hat zugunsten des Gemeinwohls darauf geachtet, daß diese enge Verbindung von Kirche und Staat, diese gegenseitige Befruchtung stattfinden konnte, wer hat sich immer dann schützend vor die Kirche gestellt, wenn sie angegriffen wurde, wer hat die freie Verkündigung des Evangeliums durch die Missionare sichergestellt, wer hat dadurch ganze Völker erhoben, wer hat dadurch die so reichen kulturellen Schätze in Architektur, Kunst und Musik hervorgebracht, vor denen wir uns noch heute staunend verneigen?

Es sind natürlich die traditionellen Eliten gewesen. Und unter ihnen der Adel insbesondere. Und damit sind es auch Ihre Familien gewesen. Es sind die traditionellen Eliten gewesen, die in der weltlichen Ordnung die Verantwortung für das Gemeinwohl übernommen haben. Die Eliten also, eine kleine Gruppe von Menschen, die fast anderthalb Jahrtausende von der Spitze her geführt hat.

Papst Pius XII. lehrt uns nun in seinen Ansprachen an den Adel und das Patriziat von Rom, daß diese Eliten diese Verantwortung immer noch haben, auch heute, da wir in Demokratien leben und unsere Familien, mit wenigen Ausnahmen, keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden.
Dies betont auch rückblickend Papst Paul VI in einer Ansprache an das Patriziat und den Adel von Rom 1964 in einem Rückblick:

„So viel möchten wir euch sagen. Eure Gegenwart löst so viele Überlegungen aus. So erging es auch unseren verehrten Vorgängern – vor allem Papst Pius XII. seligen Angedenkens –, die sich bei Gelegenheiten wie dieser mit mustergültigen Reden an euch gewandt und euch eingeladen haben, im Lichte ihrer bewundernswerten Lehren sowohl über die Umstände eurer eigenen Lage als auch über die unserer Zeit nachzudenken. Wir nehmen an, daß das Echo ihrer Worte wie der Wind, der die Segel bläht, .... noch heute euer Gemüt bewegt und es mit jenen strengen, großzügigen Mahnrufen erfüllt, von denen sich die Berufung nährt, die euch die Vorsehung für euer Leben gezeigt hat, und auf die sich der auch heute noch von der Gesellschaft geforderte Auftrag stützt, der euch angeht.“[1]

Ich möchte an dieser Stelle nicht so sehr auf die Rechtfertigung der Eliten eingehen, die in aller Ausführlichkeit im Buch nachzulesen ist.

Stattdessen lassen Sie mich eingehen auf die höchste soziale Funktion des Adels, wie Pius XII. herausstellt. Sie ist „die Wahrung, Verteidigung und Verbreitung der christlichen Lehre, die in den ihn auszeichnenden Traditionen enthalten ist.“

Dazu sei es absolut notwendig, daß insbesondere der Adel sich hüten muß vor dem moralischen Verfall, der so sehr um sich greift, so Pius XII.

„Was Euch betrifft, sorgt dafür und seid wachsam, damit schädliche Theorien und perverse Beispiele niemals mit Eurer Zustimmung oder Sympathie rechnen können und vor allem in Euch keine willigen Träger oder die Gelegenheit, Infek­tionsherde zu bilden, finden.“

Diese Pflicht ist Bestandteil des „großen Respekts vor den Traditionen, die Ihr besitzt und durch den Ihr Euch in der Gesellschaft auszeichnet“. Diese Traditionen bilden einen „wertvollen Schatz“, den der Adel „mitten unter dem Volke“ zu wahren hat.

„Mögli­cherweise ist das heutigentags die wichtigste, soziale Funktion des Adels; sicherlich ist es der größte Dienst, den Ihr der Kirche und dem Vater­land erweisen könnt“.
Das ist also die erste Aufgabe des Adels: Sich nicht dem Zeitgeist anpassen.

Prof. Correa de Oliveira kommentiert diese Sätze: „Der Adel kann den Glanz vergangener Jahrhunderte, der noch heute von ihm ausgeht, kaum besser verwenden als die in den ihn auszeichnenden Traditionen enthaltene christlichen Lehre zu wahren, zu verteidigen und zu verbreiten.“

Ein schwieriges Unterfangen, wo wir doch alle nur Menschen sind und so anfällig gegenüber einem Aussenseitertum, was eine Zurückweisung des Zeitgeistes heute natürlich bedeuten würde..

Doch der Papst ist der Ansicht, daß dies möglicherweise der größte Dienst sei, den wir der Kirche und dem Vaterland erweisen könnten. Er bekräftigt dies am Abschluß seiner Ansprache von 1958 mit den Worten: „Damit der Allmächtige Eure Absichten bestärke und Unsere Gebete erhöre, die Wir darum an Ihn gerichtet haben, möge auf Euch allen, auf Euren Familien und besonders auf Euren Kindern, die Eure beste Tradition in die Zukunft tragen, Unser Apostolischer Segen ruhen.“

Johannes XXIII. mahnt 1960, daß der Adel, dem viel gegeben ist, auch viel zu leisten hat, insbesondere im Hinblick auf ein tugendhaftes Leben. Er wird in besonderem Maße Gott gegenüber darüber Rechenschaft abzulegen haben.

Doch reicht das? Einfach ein tugendhaftes Leben führen und ansonsten sich in der wohligen Anonymität bewegen, in die die meisten sich zurückgezogen haben?

Nein, sie dürfen sich nicht aus dem konkreten, d.h. öffentlichen Leben zurückziehen. Aus dem einfachen Grunde, da die Wahrung der Tradition, die dem Adel und den traditionellen Eliten zukommt, die Gesellschaften vor dem Stillstand bewahrt. Denn die wahre Tradition ist zukunftszugewandt und fortschrittlich. Sie garantiert eine harmonische Weiterentwicklung. Das wahre Traditionsbewußtsein bewahrt die Gesellschaft vor plötzlichen Sprüngen, vor Brüchen, die gefährliche Auswirkungen haben könnten. Dies zu verhindern ist Aufgabe des Adels und der traditionellen Eliten. Wenn er sich aber aus der Öffentlichkeit zurückzieht, kann er diese Aufgabe nicht mehr wahrnehmen.

Pius XII.: „Ihr laßt Eure Vorfahren neu aufleben, indem Ihr sie ins Gedächtnis zurückruft. Und Eure Ahnen leben wieder auf in Euren Namen und in den Euch hinterlassenen Titeln, den Zeugen ihrer Verdienste und Wohltaten.“

„Jeder Mensch hat seine Bestimmung, jeder muß dem Fortschritt der Gemeinschaft dienen, deren Verbesserung er mit seinen ganzen Kräften und eigenen Talenten zu dienen hat. So muß es sein, wenn jeder wirklich seinen Nächsten liebt und vernünftigerweise das allgemeine Wohl anstrebt.“

Und der große Papst vergleicht den Adel mit dem Regler an einer Maschine, der dafür sorgt, daß das Ganze richtig und zweckentsprechend funktioniert. „Mit anderen Worten, so Pius XII., Ihr seid die Tradition und setzt sie fort. „

Noch deutlicher an anderer Stelle: „Heute, mehr wie je zuvor, seid ihr berufen, eine Elite zu sein, nicht nur durch das Blut und Abstammung, sondern mehr noch auf Grund Eurer Werke und Eures Einsatzes, der schöpferischen Handlungen zum Wohle der ganzen menschlichen Gemeinschaft. Dieser Verpflichtung kann sich niemand ungestraft entziehen. Sie ist nicht nur eine menschliche und staatsbürgerliche Pflicht, sondern ein heiliges Glaubensgebot, ererbt von Euren Vätern und das Ihr, wie sie, vollständig und ungeschmälert, an Eure Nachfahren weiterzugeben habt.“

Der Papst spricht von einen heiligem Glaubensgebot. Es ist ein heiliges Glaubensgebot des Adels und der traditionellen Eliten, sich für das Gemeinwohl einzusetzen.

Aber natürlich entsteht dann die Frage nach dem WIE. Wie können denn der Adel und die traditionellen Eliten etwas bewirken?

Hier sind einige anwesend, von denen ich weiß, wie sehr sie sich im Sinne von Papst Pius XII. vorbildlich engagieren durch hervorragenden Einsatz im caritativen Bereich, Aufbau von Glaubenserneuerungsgruppen, Aufbau von wirklich katholischen Kindergärten und Schulen, Unterstützung von wirklich katholischen Priesterseminaren usw. . Doch die Führungsrolle in der Gesellschaft schlechthin, die Pius XII. dem Adel auch noch heute zuspricht, haben andere.
Wie sieht aber diese Führungsrolle heute aus?

Dadurch, daß dem adeligen bestimmte Qualitäten zu eigen sind, so der Papst, ist der zum Führer der Gesellschaft bestimmt. Diese Eigenschaften sind seelische Stärke, Einsatzbereitschaft, freudiger Mut, der eine Ohne-mich- Einstellung nicht zuläßt, großmütiger Einsatz, Geistesstärke, die nicht zuläßt, sich aufzugeben und zu fliehen, Tatbereitschaft, Opferbereitschaft für das Gemeinwohl, Hingabe für andere. Die die reichhaltigere Mittel besitzen, nicht materiell sondern hier Gaben des Verstandes, der Kultur, der Erziehung , der Wissens, des Einflusses, müssen diese auch einsetzen für das Ganze. Ritterlichkeit .

Es gibt vielfältige Organisationen, die sich den brennenden Herausforderungen der Zeit zugewandt haben, sei es zum Thema Abtreibung, zur „Homoehe“, zur Euthanasie, zu Fragen der Genmanipulation, des Klonens usw. Dort z.B. müßten die bekannten Namen erscheinen. Dort müssten in großem Maße Vertreter des Adels ihre Stimme erheben, denn bei diesen Themen handelt es sich um die vom Heiligen Vater so genannten nicht verhandelbaren Prinzipien, Prinzipien, die den Kern der christlichen Kultur ausmachen und an denen keiner rühren darf, sei er auch noch so demokratisch legitimiert.

Papst Pius XII. sagt weiter wörtlich: „In all dem, was Dienst ist für den Nächsten, für die Gesellschaft, für die Kirche und für Gott, müßt Ihr immer die ersten sein.“
Und damit verlangt vom Adel die Führung der Gesellschaft, insbesondere heute, da wir feststellen, daß aus dem Volk eine namenlose, leicht manipulierbare Masse geworden ist, die „zum Spielzeug der Leidenschaften oder Interessen ihrer Aufwiegler sowie der eigenen Illusion geworden ist. Hat die Geschichte vielleicht nicht schon grausam bewiesen, daß jede menschliche Gesellschaft, ohne religiöse Grundlage unweigerlich ihrer Auflösung entgegengeht oder im Terror endet? Euren Ahnen nacheifernd, müsst Ihr also vor dem Volk leuchten durch das Licht Eures Frömmigkeitslebens, durch den Glanz Euer unerschütterlichen Treue zu Christus und der Kirche.“

Und es folgt ein leidenschaftlicher Aufruf zur Rettung der Familie und die Ermahnung zur Unerschütterlichkeit in der Überzeugung, daß einzig die Lehre der Kirche den gegenwärtigen Übeln wirksam abhelfen kann. Daraus folgt, daß der Adel alles daran setzen muß, der Kirche den Weg freizumachen, damit sie die Lehre verkünden kann.

Spätestens hier müssen wir uns fragen: Stehen wir vor dem Volk? Geht von uns das Leuchten eines Frömmigkeitslebens aus? Sind wir wie Leuchttürme der Orientierung für unsere Völker, so wie der Heilige Vater es von uns verlangt? Verteidigen wir die Kirche gegen die Angriffe, denen sie immer häufiger ausgesetzt ist, in der Weise, daß sich auch andere ermutigt sehen, das gleiche zu tun? Gehen wir aktiv und öffentlich vernehmbar gegen demokratisch legitimierte Politik vor, die offen der Lehre der Kirche widerspricht?

Diese Fragen kann sich jeder selbst beantworten. Doch wir müssen sie beantworten, in dem wir unserem Herrn dabei in die Augen schauen, der selbst, zwar in bescheiden Verhältnissen aufgewachsen, dennoch aus dem königlichen Hause David stammt. Er, und das mußte auch ich erst lernen, will unseren Einsatz, auch wenn unserer Väter uns vielleicht resigniert bedeuten, daß unsere Zeit vorbei sei.

Wir sollen und müssen uns wieder allen in der Gesellschaft zuwenden, wir kennen unsere Wurzeln und in aller Demut müssen wir die Bürde auf uns nehmen und den Kampf austragen gegen die Feinde der Kirche, gegen die Feinde der Christlichen Sitten und Kultur, gegen die Feinde der christlichen Zivilisation. Wir müssen kämpfen für eine Gesellschaft, die den wahren Eckstein annimmt und auf ihm aufbaut.

Dieses Buch hat den Anspruch, diese Verpflichtung dem Adel und den traditionellen Eliten wieder nahe zu bringen und sie anzuspornen, sie auch bereitwillig zu übernehmen, das Kreuz auf sich zu nehmen und sich gegen den Zeitgeist für das Gemeinwohl einzusetzen. Das Volk kann sich nur durch die Annahme und das Leben der christlichen Tugenden und die Beachtung der katholischen Lehre zu einer wahren Zivilisation, zu einer christlichen Zivilisation entwickeln.
Laufen wir nicht weg von dieser Aufgabe.

Danke für Ihre Aufmerkamkeit.

[1] Ansprache an das Patriziat und den Adel von Rom, 1964, S. 73.